Sicherheit ist gerade ein viel genutztes Wort – in vielerlei Hinsicht: Politik, Wirtschaft, persönliche Belange und, und, und.
Die Sicherheit des Einzelnen, die von Völkergruppen, ja ganzer Verbunde und eigentlich der Welt steht gerade täglich auf der journalistischen ToDo-Liste.
Keine Angst, es gibt keinen Ausflug in das politische oder journalistische Weltgeschehen. Dennoch ist genau diese Situation ein Anlass, sich die „Sicherheit“ einmal genauer anzuschauen.
Sicherheit geht vor
Sicherheit ist einer der Werte, die nahezu jeder, ohne mit der Wimper zu zucken, sein Eigen nennt. Übernommen in der Regel aus dem Elternhaus. Wir brauchen eine gute Ausbildung, damit wir einen guten Job mit festem Einkommen finden. Möglichst wenig Umziehen, also besser ein Haus kaufen.
Sicherheit hat viele Facetten. Wir wollen eine geregelte Struktur – unsere eigene oder eine vorgegebene. Wir wollen eine Umgebung, in der wir uns auskennen. Wir wollen die Gewissheit, dass wir mit auftretenden Situationen umgehen können. Wir wollen möglichst wenig Energie aufwenden. Wir schätzen die Regelmäßigkeit, die Routine, bekannte Abläufe. Gleichzeitig beschweren wir uns darüber – vor allem, wenn diese von außen diktiert sind.
Alles Neue ist unsicher
Warum also ändern wir es nicht einfach? Warum beginnen wir nicht, Dinge wegzulassen, anders anzugehen, neu zu denken.
Selbst, wenn uns das WAS relativ schnell klar ist. Es fehlt oft das WIE. Wir wissen, WAS anders werden darf oder gar muss, WAS ausgemustert wird, WAS neu hinzukommen darf. Dann scheitern wir oft am WIE. Wie anders soll es denn werden, wie werde ich das los, was ich loswerden möchte, wie bekomme ich das Neue in mein Leben hinein.
Nach dem WIE kommt dann das große ABER… Nun holt unser Wächter im Gehirn alles raus, was er finden kann. Denn schließlich ist er dafür zuständig, uns vor Unsinn zu beschützen. Ganz offensichtlich wollen wir etwas tun, zu dem es keine Referenz in unseren bisherigen Gedanken-Aufzeichnungen gibt. Es kann also nur unsicher und damit gefährlich sein.
Sicherheit vs. Unsicherheit
Unsicher ist für uns und unsere Schaltzentrale im Kopf also zunächst erstmal ALLES. Ausnahmen werden geduldet, wenn es bereits Informationen über ein erfolgreiches Durchleben einer Situation mit gleichen Rahmenbedingungen gibt. Diese Ausnahmen werden jedoch erst als sicher akzeptiert, wenn sie bereits mehrfach erfolgreich bestanden wurden. Die Geburt einer Routine.
Routinen sind super. Sie sparen Zeit und Energie.
Routinen sind totaler Mist. Sie laufen völlig automatisiert ab – egal ob nötig, effizient oder hilfreich. Sie schaffen Platz für andere Dinge, vor allem negative Denkprozesse. Sie sind die Voraussetzung für das Gedankenkarussell und die Eintrittskarte ins Hamsterrad. Aber ist das Sicherheit? Wir wissen doch gar nicht, ob die Rahmenbedingungen genau wie damals sind. Wir gehen schlicht davon aus, dass das Ergebnis genauso wird wie damals, weil die Rahmenbedingungen ähnlich sind. Ist das dann wirklich Sicherheit? Ist Sicherheit wirklich: „immer das Gleiche zu tun, am gleichen Ort, mit den gleichen Menschen“? Oder ist es viel mehr bequem.
Veränderung ist das einzig Beständige
Routinen sind unser Schutz, um mit sich ständig ändernden Bedingungen besser zu Recht zu kommen. Gleichzeitig hindern sie uns daran.
Denn in der heutigen Zeit ist Veränderung mehr denn je das einzig Beständige. Sie vollzieht sich auch noch wesentlich schneller. Oder konnten Sie sich vor 10 Jahren vorstellen, wie vernetzt und digital wir heutzutage unterwegs sind? Wie schnell vor allem die Technik fortschreitet?
Diese Schnelligkeit ist Teil unserer großen Unsicherheit. Es gib sooooo viel Neues. Dinge, die wir uns vor einigen Jahren noch nicht einmal vorstellen konnten. Wenn so etwas in einem Lebensbereich passiert, dann können wir da relativ gut mit umgehen. Die Routinen in den anderen Bereichen „retten“ uns. Die Kraft für das Einüben neuer Routinen reicht für diesen einen betroffenen Bereich. Änderungen in so ziemlich jedem Bereich des Lebens zu durchleben, kostet uns oft all unsere Kraft. Oder gar zuviel. Hinzu kommt Angst. Es gibt kein Bild, WIE etwas wird. Welche Schritte zu gehen sind. Wohin der Weg uns führt. In der Summe entschließen wir uns gegen die Veränderung. Es ist unsicher, ob es überhaupt klappt, denn Erfahrungswerte gibt es keine. Es kostet enorm viel Kraft, die uns woanders fehlt. Es ist ein Kraftakt mit unklarem Ausgang. Was also tun?
Was tun?
Sie könnten: Einfach alles beim Alten lassen. An Ihren Routinen festhalten. Gegen die Veränderung ankämpfen. Früher war schließlich alles besser. Und der Job, den Sie jetzt haben, der ist auch weiterhin sicher. Der Partner, mit dem Sie gerade durchs Leben gehen, bleibt – bis der Tod Sie trennt. Weiterhin am Dienstag zum Sport gehen, am Freitag das Haus putzen, am Samstag das Auto reinigen und anschließend Einkaufen fahren und am Sonntag die Familie besuchen für ein gemeinsames Stück Kuchen an der Kaffeetafel. Am Montag stehen Sie dann, wie die letzten Jahre, pünktlich in der Firma auf der Matte, um dort das zu tun, was Sie schon immer getan haben.
Das könnten Sie. Aber das ist Illusion. Mit Schleifchen versehene Sicherheit. Sehr bequem.
Sicherheit ist etwas, das unser Gehirn uns vorgaukelt. Nein, wir selbst uns vorgaukeln. Denn wann passieren die Dinge: JETZT. Und wenn Dinge passieren, ist es meistens egal, was vorher mal in einer ähnlichen Situation gewesen ist. Denn die Rahmenbedingungen sind niemals identisch. Für unser Gehirn reichen drei Dinge, die ähnlich sind, um eine Schublade der Vergangenheit zu öffnen und die Erfahrungen, Gefühle, Ergebnisse hervorzukramen.
Glauben Sie nicht? Überprüfen Sie es!
Tricksen Sie
Es reicht schon, wenn Sie in Ihrer Morgenroutine einen „Dreher“ einbauen. Also zum Beispiel die Zähne mit links statt mit rechts putzen. Erst die Socken und dann die Unterhose anziehen. Schon bei diesen Kleinigkeiten ist unser Gehirn verwirrt. Aber diese Kleinigkeiten, die nicht gleich für unseren Untergang sorgen, lösen eine entspanntere Haltung unserer Schaltzentrale aus.
Wann immer Sie einer größeren Unsicherheit ausgesetzt sind, können Sie zu sich selbst sagen: „Danke für den Hinweis“ und einfach weiter Ihrem Plan folgen.
Was Sie brauchen ist Mut (und natürlich einen Plan). Trauen Sie sich etwas (zu). Nutzen Sie Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten, um etwas (und sich) zu bewegen. Es tut in den wenigsten Fällen weh. Genauso wenig wie ein Schritt in die richtige Richtung. Aber es kann der entscheidende sein für Ihr Leben!
Welchen Schritt sind Sie kürzlich gegangen?
Wie lange hat Ihr Sicherheitsdenken Sie festgehalten?
Wo haben Sie sich aus Ihrer Sicherheitszone hinausbewegt?
Ich freue mich über Ihre Kommentare.
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