Fragen Sie sich NICHT auch manchmal, wohin das alles noch führt? Was Sie alles NICHT vergessen dürfen? Warum Ihr Partner, Mitarbeiter, Chef oder Kinder Sie NICHT verstehen? Warum NICHT einfach das gemacht wird, was Sie vorschlagen?
Es ist gar NICHT so einfach, ohne die ständige Verneinung auszukommen. Wie auch. Wir sind ständig davon umgeben, von Kindesbeinen an: Du darfst das NICHT. Das geht (so) NICHT. Das gehört sich NICHT. So etwas tut man NICHT. Das kann man so aber NICHT machen… Sie können sicher noch einiges ergänzen. Falls NICHT: Glück gehabt. Dann sind Sie eine(r) der wenigen und bräuchten den Beitrag jetzt auch NICHT weiter lesen.
Es ist faszinierend, wie dieses NICHT zusammen mit seinen Geschwistern KEIN, OHNE und NIE(MALS) unser Denken und Handeln bestimmt.
Wir wissen meist ganz genau, was wir alles NICHT wollen. Insbesondere auf unsere Person bezogen. In der Regel entscheidet man bereits als Kind: So werde ich NICHT (gern auch NIE). Gemeint sind oft Personen aus dem nahen Umfeld. Einige Jahre später stellt man dann erschrocken fest, dass dieser Wunsch leider NICHT in Erfüllung gegangen ist: Man kommt dem „So-werde-ich-NICHT“-Bild schon gefährlich nahe.
Und was soll ich jetzt damit? Das bringt doch NICHTS.
Stimmt. Allein die Feststellung, wie oft NICHT samt Geschwistern tatsächlich in unserer täglichen Kommunikation angewendet wird, bringt vorerst NICHTS.
Es ist allerdings der erste Schritt. Denn wir registrieren unsere Sprachstrukturen nun bewusst. Genau die, die ansonsten eher NICHT im Vordergrund stehen.
Nur so können wir auch das ganze Ausmaß erfassen.
Ein Beispiel anhand der Beschwerde einer Mutter:
„Mein Sohn hört NICHT auf mich. NICHTS hat bislang funktioniert. Dabei habe ich schon viel ausprobiert. Erst neulich kletterte er wieder auf diesen morschen Baum auf dem Spielplatz. Dabei hab ich ihm vorher noch gesagt, dass er NICHT auf den Baum klettern soll. Oder eben auf dem Weg hierher. Ich sag zu ihm er möchte NICHT rennen und schon gibt er Gas. Ich versteh es NICHT. So schwer ist das doch gar NICHT. Vielleicht muss ich doch mal mit ihm zum Hörtest.“
Wenn das Wörtchen NICHT NICHT wär…
Zwischenmenschliche Kommunikation ist manchmal auch wirklich schwierig. Vor allem wenn wir uns unserer Aussagen NICHT bewusst sind. Lassen Sie uns einen kurzen Ausflug machen…
Waren Sie schon einmal in einem Land dessen Sprache Sie NICHT sprachen? Wenn Sie einige Zeit von dieser Sprache umgeben sind, können Sie vereinzelte Worte heraus hören. Dies werden Worte sein, die recht häufig verwendet werden. Auch manchmal ohne schmückendes Beiwerk. So wie Hallo, Danke, Nein, Tschüss. In der Regel folgen dann weitere wichtige Worte. Worte, die für uns relevante Dinge beschreiben. Zu diesen Worten haben wir meist auch ein „Bild“ in unserem Kopf.
So haben wir übrigens sprechen gelernt. Lange bevor wir sprechen können, können wir hören und sehen! Damit haben wir erst ein Bild. Irgendwann wissen wir wie dieses Bild „klingt“, kennen also das Wort dafür. Erst viel später können wir es dann auch sprechen. Meistens besteht der Satz dann aus genau diesem einen Wort. Nach einiger Zeit kommen zu den „Ding“-Wörtern die „Tu“-Wörter. Wir können also Wortgruppen erkennen und dann irgendwann auch sprechen. Und wieder haben wir dafür ein Bild. Der Ball rollt, der Junge rennt, die Katze klettert… Sehen Sie die Bilder in Ihrem Kopf?
Nun hier noch einmal das obige Beispiel. Bitte achten Sie auf die Bilder, die in Ihrem Kopf unmittelbar beim Lesen entstehen!
„Mein Sohn hört NICHT auf mich. NICHTS hat bislang funktioniert. Dabei habe ich schon viel ausprobiert. Erst neulich kletterte er wieder auf diesen morschen Baum auf dem Spielplatz. Dabei hab ich ihm vorher noch gesagt, dass er NICHT auf den Baum klettern soll. Oder eben auf dem Weg hierher. Ich sag zu ihm er möchte NICHT rennen und schon gibt er Gas. Ich versteh es NICHT. So schwer ist das doch gar NICHT. Vielleicht muss ich doch mal mit ihm zum Hörtest.“
Was passiert nun mit dem NICHT und seinen Geschwistern KEIN, OHNE und NIE(mals)?
Wir lernen NEIN noch als ein sehr wichtiges Wort kennen. Sie haben sicher dafür auch ein Bild – vielleicht einen sich schüttelnden Kopf, einen Zeigefinger der sich hin und her bewegt oder vielleicht ein großes rotes X.
Irgendwann stellen wir fest, dass es ganz viele Füllwörter gibt. Manche davon kann man „sehen“. Farben zum Beispiel bzw. generell „Wie“-Worte. Lustig, schnell, sonnig, kalt, warm, heiß – all das haben wir gelernt mit Bildern zu verknüpfen. Und plötzlich sind da diese Worte NICHT, KEIN, OHNE und NIE(mals). Da gibt es einfach kein Bild zu.
Ganz im Gegenteil. Es ist extrem anstrengend sie überhaupt wahrzunehmen. Denn immer drängt sich dieses durch die anderen Worte ausgelöste Bild in den Vordergrund.
Wir lernen also mühsam, dass manchmal jemand auch etwas NICHT will. Für unser Gehirn jedes Mal ein riesiger Übersetzungsaufwand. Diese Übersetzung funktioniert natürlich auch erst, wenn die Struktur der zu lernenden Sprache verstanden wurde. Wir also auch wirklich übersetzen können.
Überflüssig zu erwähnen, dass dies bei kleinen Kindern in der Regel (noch) NICHT gegeben ist.
Was hört bzw. sieht also das Kind aus dem obigen Beispiel? Es sieht einen Baum auf den es klettert, wenn die Mutter ihm mitteilt: Bitte klettere NICHT auf den Baum. Es rennt los, wenn es hört: NICHT rennen.
Aber NICHT nur Kinder sind von diesem Phänomen betroffen. Auch Erwachsene überhören das NICHT in bestimmten Situationen. Es ist Ihnen vielleicht schon einmal selbst aufgefallen, dass gesprochenes Wort ins Gegenteil verdreht wurde. Dies geschieht insbesondere in emotional aufgeladenen Situationen – egal ob positiv oder negativ.
In diesen Situationen ist unser Übersetzer kurzzeitig freigestellt, da nicht genügend Kapazität übrig ist. In emotionalen Situationen geht es um „alles“. Damit wird die Energie von allem, das nicht dem Überleben dient abgezogen. Sorry, Denkhirn, da gehörst Du leider auch dazu.
Für die Praxis heißt das, in kritischen Situationen fällt unser Übersetzer aus und das beim Hören entstandene Bild kann NICHT ins Gegenteil verkehrt werden. Missverständnisse sind also vorprogrammiert. Konflikte sind somit fast vorprogrammiert. Man hat schließlich gehört, was man gehört hat!
Was tun mit NICHT und seinen Geschwistern?
Nachdem Sie sich im Schritt eins bereits bewusst geworden sind, was Sie alles NICHT wollen, geht es nun mit der Übersetzung ins Positive weiter.
Machen Sie sich klar, was Sie wollen. Das NICHT hilft beim Ausschließen, aber Sie dürfen sich nun entscheiden, was es schlussendlich sein soll. Das ist sich in vielen Punkten leichter gesagt als getan, hilft aber ungemein – NICHT nur in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Auch und vor allem im Gespräch mit sich selbst.
Wenn Sie wissen, was Sie erwarten und tun wollen, dann heißt es üben, üben, üben.
Versuchen Sie einmal für etwa 20min nur zu sagen, was Sie möchten und das NICHT und seine Geschwister vollkommen wegzulassen!
Sie werden nach dem ersten Mal ziemlich erschöpft sein. Aber nur Mut: Routinen lassen sich ändern. Selbst wenn Sie jahrelang eingesetzt worden sind. Versprochen.
Wir gehen mal davon aus, dass unsere Mutter aus dem Beispiel gerade positiv sprechen übt.
Die Übersetzung könnte also heißen: „Mein Sohn macht was er will. Alles war bislang umsonst. Dabei habe ich schon viel ausprobiert. Erst neulich kletterte er wieder auf diesen morschen Baum auf dem Spielplatz. Dabei hab ich ihm vorher noch gesagt, dass er lieber unten bleiben soll. Oder eben auf dem Weg hierher. Ich sag zu ihm er möchte langsam gehen und schon gibt er Gas. Ich muss nochmal drüber nachdenken. Es ist doch eigentlich ganz leicht. Vielleicht muss ich doch mal mit ihm zum Hörtest.“
Nun liest sich der Text völlig anders. Die Bilder im Kopf passen zum gesprochenen Wort. Nun wird der Sohn vermutllich viel lieber am Boden spielen und langsam(er) gehen, wenn seine Mutter ihn so darum bittet.
Wie sieht es bei Ihnen aus mit der Anwesenheit von NICHT und seinen Geschwistern?
Haben Sie ähnliche Situationen erlebt? Wie haben Sie diese empfunden und schlussendlich gelöst?
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Stimmt, man muss nur immer wieder daran denken.
Alnilam.
Dankeschön für diese Rückmeldung. Ja, im „dran denken“ liegt vermutlich die erste Schwierigkeit. Aber es gibt Hoffnung: Es ist möglich und wird mit der Zeit immer leichter. Viel Erfolg beim Umsetzen.